Meister und dann? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es im Anschluss?
Für viele ist die Prüfung zum Meister das berufliche Ziel schlechthin – doch Sie werden schnell merken, dass Sie im erlernten Meisterberuf spezielle Weiterbildungen, Fortbildungen und Qualifikationen benötigen, um den Anforderungen der neuen Berufswelt gerecht zu werden. In diesem Artikel geben wir Ihnen einige Tipps, Möglichkeiten und Hinweise für Fort- und Weiterbildungen nach dem Meister.
Technischer Betriebswirt als Aufstiegsfortbildung
Da der Meister im Qualifikationsrahmen dem Niveau 6 zugeordnet ist, suchen viele eine Aufstiegsfortbildung in die nächsthöhere Stufe – zum Beispiel als technischer Betriebswirt (neu: Master Professional of Technical Management). Für diesen Abschluss sprechen zum einen die spannenden Inhalte sowie die daraus resultierenden beruflichen Möglichkeiten, aber auch der einfache Zugang im Vergleich zu einem Hochschulstudium.
Zur Prüfung für den technischen Betriebswirt werden Sie normalerweise unter folgenden Bedingungen zugelassen:
- abgeschlossene Berufsausbildung in einem relevanten Beruf
- mindestens zwei Jahre Berufserfahrung
- bestandene Aufstiegsfortbildung auf DQR- bzw. EQR-Niveau 6 (z. B. Meister oder geprüfter Techniker)
Tipp: Falls Sie über andere geeignete Abschlüsse verfügen und dies der Industrie- und Handelskammer glaubhaft machen können, ist eine Prüfungszulassung nach individueller Prüfung im Normalfall möglich.
Drei Gründe, die für eine Fortbildung als technischer Betriebswirt sprechen
1. Absolventen des technischen Betriebswirtes haben bessere Chancen auf leitende Positionen in Unternehmen. Selbstverständlich ist dies auch mit einem Abschluss als Meister möglich – der Betriebswirt behandelt aber viele Themenbereiche des geschäftlichen Handelns, die Sie sich als Meister nur durch jahrelange Praxis aneignen können.
2. Dank der Möglichkeit, virtuelle Vorbereitungslehrgänge zu besuchen, sind Sie zeitlich sehr flexibel und können Ihr Lerntempo individuell anpassen. Natürlich gibt es auch ausreichend Präsenzlehrgänge – hier kommt es auf die persönlichen Vorlieben an. Sehr viele Fortbildungen werden zudem nicht nur in Voll- oder Teilzeit angeboten, sondern komplett berufsbegleitend am Abend oder Wochenende durchgeführt.
3. Im Vergleich zum theoretischen Studium sind die Fortbildungen als Betriebswirt geprägt von praxisorientierten Inhalten und Projektarbeiten. So sind Sie deutlich besser auf den Berufsalltag vorbereitet.
Die Lerninhalte des technischen Betriebswirtes im kurzen Überblick
Möchten Sie vom Meister zum technischen Betriebswirt umsatteln, entscheiden Sie sich für eine Mehrfachqualifikation. Sie eignen sich nicht nur viel Fachwissen im technischen Bereich an, sondern auch betriebswirtschaftliche Inhalte. Diese reichen von den Grundlagen der Volkswirtschaft, über das Rechnungswesen, bis hin zur Produktions- und Absatzwirtschaft. In diesem Teil nennen wir Ihnen die Lehrinhalte und gehen kurz auch auf die Prüfung ein.
Was lernen Sie als Betriebswirt?
In einer Aufstiegsfortbildung sind die Inhalte natürlich sehr breit gefächert und umfangreich. Um Ihnen einen Einblick zu ermöglichen, zeigen wir Ihnen die ganz typischen Lerninhalte in den unterschiedlichen Kategorien:
Im Bereich der Grundlagen geht es um
- Marketing
- Volkswirtschaftslehre
- Investitionsrechnen
- Finanzplanung
- Buchhaltung
- Einkauf und
- rechtliche Grundlagen im Ein- und Verkauf
Spezielle Inhalte wären unter anderem Logistikkonzepte, Produktionsfaktoren, Organisationstypen, Informations- und Kommunikationstechniken oder Beschaffungsprozesse.
Zudem erhalten Sie einen guten Einblick in
- das Projekt- und Zeitmanagement
- die Unternehmensführung
- Organisation und
- dem Personalmanagement.
Wie ist die Kammerprüfung aufgebaut?
Die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ist eine dreistufige Abschlussprüfung. Alle drei Teile müssen mit mindestens ausreichend bestanden werden, um den Berufstitel "geprüfter technischer Betriebswirt (IHK)" tragen zu dürfen.
1. Wirtschaftliches Handeln und betriebliche Leistungsprozesse
Dieser Prüfungsteil wird schriftlich absolviert. Hier geht es darum festzustellen, ob Sie in den Bereichen
- Volkswirtschaftslehre
- Betriebswirtschaftslehre
- Rechnungswesen
- Finanzplanung und Investitionsrechnen
- Absatzwirtschaft, Produktionswirtschaft und Materialwirtschaft
die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen. Die schriftliche Prüfung muss mit mindestens einer Schulnote vier absolviert werden.
2. Management und Führung
Im zweiten Teil der Prüfung gibt es zwei schriftliche Aufgaben und zusätzliche eine dritte, die dann in einem Fachgespräch behandelt werden muss. In diesen insgesamt drei Teilen geht es um die Bereiche:
- Organisation und Unternehmensführung,
- Personalmanagement
- Informations- und Kommunikationstechniken.
3. die Technik-bezogene Projektarbeit
Im letzten Teil müssen Sie eine komplexe Projektarbeit erstellen. Hier werden Sie nachweisen, dass eine Problemstellung erfasst, beurteilt und gelöst werden kann. Das Projekt wird von Ihnen schriftlich geplant, dem Prüfungsausschuss präsentiert und anschließend in einem Fachgespräch von Ihnen verteidigt.
Gehaltsperspektiven in Deutschland
Natürlich ist die Frage nach dem Gehalt eines technischen Betriebswirtes ein Punkt, der unbedingt angesprochen werden muss. Eine pauschale, immer gültige Summe können wir hier nicht nennen, denn es existieren viel zu viele Einflussfaktoren. Wir sehen uns dafür die wichtigsten drei Punkte an:
Wie groß ist das Unternehmen, in welchem Sie angestellt werden?
In der Regel gilt die Faustformel: je größer das Unternehmen, desto höher auch die Vergütung. Dies hat unter dem Strich verschiedene Gründe:
- In einem großen Unternehmen übernehmen Sie auch mehr Verantwortung
- Größere Unternehmen haben einen besseren finanziellen Stand, um die Mitarbeiter höher zu entlohnen
- Stellenausschreibungen aus dem Jahr 2020 zeigen, dass die Spanne der Bezüge extrem groß ist. Sie reicht von einem Bruttogehalt in Höhe von 2.300 Euro bis hin zu 14.600 Euro monatlich.
Die Jahre Berufserfahrung, die Sie nach der Fortbildung tätig waren
Wenn Sie gerade erst planen, den Betriebswirt nach dem Meister zu absolvieren, bedeutet dies nicht direkt, dass Sie wie ein Neuling bezahlt werden. Zur Berufserfahrung zählen auch alle spezifischen Kenntnisse, die Sie sich eventuell bei anderen Unternehmen, in denen Sie als Meister angestellt waren, angeeignet haben.
Tipp: Wenn Sie mit speziellen Kenntnissen punkten oder eine hohe Expertise in einem Bereich nachweisen können, dürfen Sie das immer kundtun. Es hilft Ihnen bei den Gehaltsverhandlungen enorm.
Ihr Verhandlungsgeschick
Und mit dieser Überleitung kommen wir zu Punkt drei: die Gehaltsverhandlung. Ihr Einkommenswunsch ist in einem Vorstellungsgespräch essenziell. Viele Bewerber verkaufen sich leider deutlich unter Wert. Wenn also die Frage nach der Gehaltsvorstellung kommt, sollten Sie eine vorab berechnete und gut zu argumentierende Summe nennen können. Wenn Sie diese Frage überrascht und Sie sich eine beliebige Summe herausquälen, werden Sie sich später ärgern.
Im ersten Schritt sollten Sie auf einen Zettel notieren, was alles für Ihren Gehaltswunsch spricht und was dagegen. Welche Stärken und Schwächen haben Sie? Aus welcher Erfahrung und mit welchen Kenntnissen können Sie die Summe nach oben schrauben? Auf dieser Grundlage legen Sie sich auf eine Summe zwischen 2.300 Euro und 14.600 Euro fest. Am besten rechnen Sie auch das Jahresbruttogehalt aus, hin und wieder fragen die Personaler im Vorstellungsgespräch ausschließlich danach.
Wenn Ihre Summe feststeht, nehmen Sie sich wieder einen Zettel und notieren Argumente: Warum sollte das Unternehmen diese Summe aufbringen? Das wird mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auch die Frage der Personaler werden. Danach sollten Sie das Gespräch üben – kein Scherz. Übung macht tatsächlich den Meister, und je häufiger Sie Ihre Argumente vor dem Spiegel oder mit dem Partner vortragen, desto sicherer treten Sie auf.
Motivation: warum als Meister überhaupt weiterbilden?
Die Motivationen sind sehr unterschiedlich und kommen auch immer auf Ihr privates und betriebliches Umfeld an:
- ein beruflicher Aufstieg
- ein Umzug und der einhergehende Arbeitgeberwechsel
- der Einstieg in ein anschließendes Studium
- Start in die Selbstständigkeit
- neue Herausforderungen
- mehr Geld einnehmen oder als Meister Geld sparen oder auch
- mehr Verantwortung.
Kleiner Exkurs: Fortbildung vs. Weiterbildung vs. Qualifizierung
Da es hin und wieder zu Missverständnissen kommt, erklären wir Ihnen an dieser Stelle gerne ganz kurz die Unterschiede zwischen diesen drei Begriffen:
- die Fortbildung passt die eigene Handlungskompetenz an (Anpassungsfortbildung) oder erweitert sie (Aufstiegsfortbildung). Fortbildungen haben zudem einen gesetzlichen Rahmen durch das Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder die Handwerksordnung (HwO)
- eine Weiterbildung baut vorhandenes Können aus oder erweitert es
- bei der Qualifizierung unterscheidet man zwischen der Grund- und Weiterqualifizierung. Ersteres ist meist die Lehre, zweiteres ist die Verbesserung oder Erweiterung der eigenen beruflichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Punktuelle Weiterbildung mit Hochschulzertifikaten
Es muss nicht immer gleich ein Studium sein. Viele Hochschulen und Universitäten bieten auch einzelne Module an, ohne dass Sie sich direkt einschreiben müssen. Je nach Organisation und Abschlussart spricht man hier von Hochschulzertifikaten, die in Zertifikatskursen erworben werden, welche in etwa den Umfang eines Semesters entsprechen. Als Meister sind Sie ausreichend qualifiziert, solch einen Kurs zu besuchen.
Der klare und größte Vorteil bei dieser Art der Weiterbildung: Sie erlangen Wissen im sogenannten "Baukastenprinzip". Dies bedeutet, dass die Inhalte komplett flexibel gewählt werden und Sie nur das lernen, was Sie möchten oder brauchen. Denn Zertifikatslehrgänge sind inhaltlich meist auf einen Bereich oder ein Thema begrenzt, nebenberuflich erreichbar und zum Abschluss erhält der Meister ein Zertifikat einer Hochschule oder Universität.
Typische Qualifizierungen als Alternative
Ob Betriebswirt oder Hochschulzertifikat: Für alle Meister, die einfach keine Zeit haben, sich wochen- oder monatelang weiterzubilden, existiert noch die Möglichkeit der Qualifizierung. Diese sind sehr speziell und unterscheiden sich beispielsweise zu Weiterbildungen im Umfang. Hier ist es notwendig, vorab aufzuschreiben welche genauen Inhalte Sie lernen möchten oder welche Fertigkeiten, Kenntnisse oder Fähigkeiten für den beruflichen Alltag fehlen.
Sprachkurse bieten eine großartige Möglichkeit der Qualifizierung. Gerade in der heutigen Zeit der Internationalisierung sind Fremdsprachenkompetenzen wichtig. Wenn sich ein Meister also mit internationalen Kunden oder Mitarbeitern (beispielsweise in ausländischen Standorten) austauschen muss, kann ein solcher Lehrgang die Sprachbarriere lösen.
EDV-Kurse sind gerade für all diejenigen, die privat und beruflich bisher noch keinerlei Erfahrungen mit dem Computer oder Internet gemacht haben interessant. Aber auch vermeintliche Profis lernen in solchen Kursen viele Tipps und Tricks. Welche Art des Kurses sinnvoll ist oder nicht, kommt auf die Vorkenntnisse des Meisters an. In diesem Bereich existieren beispielsweise:
- Computer Grundlagen Kurse
- Office Kurse für Word, Excel oder PowerPoint
- Online Kurse für E-Mail-Kommunikation oder Kollaboration (Zusammenarbeit)
Softskills sind persönliche, soziale und methodische Kompetenzen, die der Lernende auch überbetrieblich nutzen kann. Kurse, die speziell zur Entwicklung von Softskills angeboten werden, zielen meist auf
- interkulturelle Kompetenz,
- Kommunikationsfähigkeit,
- Organisation oder
- strukturierte Arbeitsweise ab.
Auch hier ist die Palette der möglichen Qualifizierungen sehr breit gefächert und sollte individuell zusammengestellt werden.
Weiterbildung und Qualifizierung durch Verbände oder Organisationen
Es existieren Berufsverbände, die eigene Zertifizierungen vornehmen. Auch hier sollten Sie sich ein wenig umhören. Ein sehr bekannter Verband ist der "Verband für Arbeitsstudien und Betriebsorganisation", kurz: REFA. Hier können Sie als Meister viele Zertifizierungen erlangen – große Unternehmen bieten diese auch intern automatisch schon an. Beispielsweise der "REFA-Techniker für Industrial Engineering".
Zudem gibt es anerkannte Organisationen die Zertifizierungen durchführen. Beispielsweise fordern viele Arbeitgeber immer mehr digitale Kompetenzen die man sich durch die International Certification of Digital Literacy (ICDL) bestätigen lassen kann. Die ICDL (früher ECDL) ist der umgangssprachlich bekanntere "Computerführerschein".